Archiv-Thema im Forum Schule + Erziehung
Dokumentarfilm
Liebe Forum-Teilnehmer,
mein Name ist Marcel Ahrenholz, ich bin Filmregisseur und Autor und recherchiere seit langem das Thema des sozialen Rückzugs bei Kindern und Jugendlichen. Ich möchte in einem Dokumentarfilm Familien, die ein betroffenes Kind zu Hause haben, in ihrem Alltag begleiten.
Das Projekt mit dem Titel '14 Arten, den Regen zu beschreiben' wurde im letzten Jahr mit dem PHOENIX-Förderpreis ausgezeichnet und wird von der Redaktion des Senders betreut.
Der Film soll über einen längeren Zeitraum die Hintergründe und Ursachen, aber auch die Folgen einer solchen Familiensituation beschreiben. Dabei soll NICHT auf Interviews, sondern auf eine Beobachtung gesetzt werden. Es wird also von niemandem erwartet, dass er vor der Kamera sprechen oder etwas nachspielen muss. Und in diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass ich Formate wie die 'Super Nanny' für oberflächlich und reißerisch halte, und dass mein Film ein bewusstes Gegengewicht zu Sendungen dieser Art sein soll.
Bisher suche ich mit den Unikliniken Köln, Leipzig und Dresden nach Betroffenen. Bisher leider ohne Erfolg.
Ganz gleich ob Schulangst, soziale Phobie oder andere Gründe hinter der Weigerung, das Zimmer zu verlassen, stehen - ich möchte Eltern auf ihrem Weg zurück zur Normalität begleiten und so über dieses bisher verschwiegene Problem aufklären.
Nähere Informationen zu mir und meiner Arbeit finden sich auf meiner Homepage:
Das Projekt wird hier noch einmal vorgestellt:
Ich freue mich über jede Rückmeldung.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Marcel Ahrenholz
Eingetragen von hor grindel am 28.09.2010 um 11:43 Uhr
Ich bin auch für Anregungen oder Kritik sehr dankbar. Das Thema liegt mir wirklich am Herzen und ich freue mich über jeden Hinweis, oder ein Gespräch.
Vielen Dank.
Eingetragen von hor grindel am 29.09.2010 um 13:23 Uhr
Ich persönlich glaube nicht, dass man so eine Situation 'ungekünzelt' zeigen kann.
Solche Kinder wollen dann in solchen Momenten nicht auch noch mit der Kamera auf Schritt und Tritt begleitet werden.
Wünsche aber natürlich trotzdem viel Glück
denn das Thema ist sicherlich wichtig und darf nicht totgeschwiegen werden.
Es betrifft ja wohl mehr Kinder als man immer meint.
Eingetragen von jodatz am 29.09.2010 um 15:51 Uhr
Ich denke so wie Jodatz.
Man hat genug wenn man ein Kind
hat das Probleme hat.
Da mag man es nicht auch noch zur
Schau stellen.
Sorry aber so sehe ich es.
Eingetragen von Marita am 29.09.2010 um 20:00 Uhr
ich kann mich nur den Vorgängern anschließen. Auch ich denke, warum muß man Problemsituationen im TV zur Schau stellen...scheint die neue Masche zu sein !
Sorry......
Eingetragen von anwe am 30.09.2010 um 08:26 Uhr
Ich finde, man muss das differenzieren.
Es gibt da natürlich das immer verbreitetere 'Trash-TV', das ist , v.a., wenn Kinder da reingezogen werden, natürlich abzulehnen.
Hingegen finde ich gut recherchierte Dokumentationen sehr hilfreich für Betroffene und auch für andere als Information.
Nun ist mein Kind nicht 'zurückgezogen', aber auch sonst hätte ich große Skepsis, es im Fernsehen 'darzustellen'.
Wir wissen nie vorher, wer eine Sendung hinterher schaut.
Wie steht ein kind nachher da? Alle wissen dann über sein 'Problem' Bescheid...
Ich würde mein Kind daher, auch wenn es betroffen wäre und OBWOHL ich Ihr Vorhaben nicht ablehne, ebenfalls NIEMALS 'zur Verfügung' stellen.
Allerdings wäre gegen einen 'Austausch' ja nichts einzuwenden.
Evtl. könnten betroffenen Kinder im Film auch 'verfremdet' werden...???
LG hanja
Eingetragen von hanja am 30.09.2010 um 09:24 Uhr
Hallo und vielen Dank für die Rückmeldungen.
Zuerst möchte ich ein Missverständnis aufklären, dass wohl aufgrund meiner Formulierung entstanden ist:
Ich will KEINE betroffenen Kinder vor die Kamera holen! Ich möchte eine Alltagsbeobachtung im Haus oder der Wohnung einer betroffenen Familie machen. Aber da das Thema je gerade der Rückzug und damit das Fehlen der Kinder ist, sollen die natürlich auch nicht gezeigt werden. Die Zustimmung ist natürlich trotzdem notwendig, aber gedreht werden sollen nur die Eltern (eventuell noch Verwandte, Bekannte und Freunde).
Ich kann auch die Skepsis, die in allen Kommentaren deutlich wird, sehr gut verstehen. Und ich schließe mich der Kritik an diversen TV-Formaten ausdrücklich an. In Sendungen wie der 'Super-Nanny' und was es da noch so alles gibt, werden Menschen bloß gestellt und ihre Probleme für sensationsgeiles Fernsehen benutzt, ohne irgendeinen Anspruch an Aufklärung.
Von solchen Sendungen möchte ich mich aber auch deutlich distanzieren. Ich bin Filmregisseur und nicht Fernsehjournalist. Und ich möchte keine Sendung, keine Reportage und keine Serie machen, sondern einen Dokumentarfilm. Und da liegt, zum Glück, noch ein sehr großer Unterschied dazwischen. (Sicher muss auch bei den TV-Sendungen differenzieren. 3sat und arte haben da mit sicherhet noch ein anderes format als rtl und sat1!)
Das Problem liegt sicher auch darin, dass alle, und ich denke das trifft auch auf alle von Ihnen zu, gerne gute Filme sehen. und vor allem auch gute Dokumentarfilme. Die Zuschauerzahlen der letzten Jahre in deutschen und europäischen Kinos sprechen da für sich. Nur ist die Schwierigkeit, dass man eine Wirklichkeit finden muss, die man als Filmemacher porträtieren kann. und dazu brauch es nunmal die Zustimmung von Menschen, und eben auch von Menschen mit problemen. Denn alles andere würde ja keinen Film rechtfertigen - und auch niemanden interessieren.
Jetzt will ich Ihre Entscheidung oder Ihre Meinung in keinster Weise kritisieren und ablehnen. Dazu gibt es auch gar keinen Grund. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es auch im Filmgeschäft Menschen mit Herz und Verstand und auch mit Verantwortungsbewusstsein gibt.
Ich denke meine bisherigen Projekte machen das auch deutlich:
Liebe Grüße
Marcel
Eingetragen von hor grindel am 30.09.2010 um 10:59 Uhr
Lieber Marcel!
Ich hatte eigentlich schon das richtige Bild von Ihnen!
Es kam , zumindest bei mir, schon so rüber, dass Sie verantwortungsvoll arbeiten!
LG hanja
Eingetragen von hanja am 30.09.2010 um 14:55 Uhr
Hallo Marcel,
ich habe deinen Beitrag vor ein paar Tagen gelesen und lass das ganze erstmal sacken.
Wir hatten einen solchen Fall in unserer Familie. Der Junge ist inzwischen aber Erwachsen.
Keiner in unserer Familie wäre zu einer Doku bereit gewesen. Nicht damals und nun auch nicht.
Es ist nicht zu erklären wie das ist wenn sich ein Kind ( in meinem Fall mein Stiefsohn) zurückzieht.
Ich dachte am Anfang das ich daran Schuld bin, böse Stiefmutter usw.
Aber bei Gesprächen mit meinem Schwiegervater habe ich erfahren das der Junge schon im Kindergartenalter so war.
(Scheidungskind beim Vater, er war 10 als ich seinen Vater kennenlernte)
Es folgten auch Besuche beim Kinderpsychater, Ritalin usw. ohne Erfolg.
Er redete so gut wie garnicht und wenn dann nur agressiv.
Nachdem er ja auch nie richtig mit seiner Umwelt komunizieren gelernt hat, hat er auch alle Vorstellungsgespräche in den Sand gesetzt.
Nun tut er das was ihm am wenigsten unheimlich ist , zur Schule gehen und studieren.
Das ist ein für ihn mehr oder weniger bekanntes Umfeld. Schule gehen ist nichts fremdes für ihn oder Neuland, also versucht er solange wie möglich diesen Weg zu gehen.
Er ist nicht faul oder so, er hat nur Angst vor allem neuen im Leben.
Muss aber sagen das es mit dem älter werden bei ihm besser wird.
Er ist nun offener und nimmt auch bei uns am Familienleben teil wenn er uns besucht.
Er lebt auch nicht mehr bei uns sondern ist vor 3 jahren zu seiner leiblichen Mutter gezogen.
Das ewige Genörgel von unserer Seite hat ihn genervt. Wir erwarteten das er als Familienmitglied präsent ist, bei seiner Mutter hatte er ein Zimmer unterm Dach in das er sich wieder vergraben konnte.
Sowas ist ganz ganz schlimm und kaum mit Worten zu formulieren, zumindest nicht ohne sich falsch auszudrücken und auf Missverständniss zu stossen.
Tut mir Leid das ich dir da nicht weiterhelfen kann.
Aber als Eltern fühlt man sich als Versager. Man weiss nicht was man falsch gemacht hat. Macht sich Vorwürfe und irgendwann ist man sogar froh das besagtes Kind sich zurückzieht. So entwickelt sich das zu einem Teufelskreislauf aus dem einem nur die Zeit herausholt.
Eingetragen von Laurasmom am 09.10.2010 um 08:49 Uhr